skysport.ch
Sky Sport

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
News Fussball

Von der Europa-Tour zur Basler Krönung: Albian Ajetis lange Reise

KeyStone

Der FC Basel strebt am Donnerstag zuhause gegen den VfB Stuttgart die ersten Punkte in der Europa League an. Für Tore sorgen soll Albian Ajeti, der sich nach einer schwierigen Zeit zurückgekämpft hat.

media_ftp_sky_de_20251002_brz00368ddee4b94000
Nach Stationen in England, Schottland, Österreich und der Türkei will Albian Ajeti mit dem FCB die Rückkehr an die Spitze festigen © KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Noch kann Albian Ajeti nicht an seine Glanzzeiten anknüpfen. Die Saison 2017/18 schloss der 28-jährige Stürmer dank 17 Treffern für St. Gallen und Basel als Torschützenkönig der Super League ab. In der darauffolgenden Spielzeit traf er 14-mal - der viertbeste Wert der Liga. Als Lohn für die starken Leistungen durfte er am 8. September 2018 gegen Island im Schweizer Nationalteam debütieren. Dabei traf er acht Minuten nach seiner Einwechslung zum 5:0.

"Das kann mir niemand mehr nehmen", sagt Albian Ajeti rückblickend im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein Satz, der andeutet, dass seine Karriere seither nicht wie erhofft verlaufen ist. 2019 wechselte er für rund zwölf Millionen Franken in die Premier League zu West Ham United. Dort konnte er sich allerdings nicht durchsetzen. In der höchsten englischen Liga kam er lediglich zu neun Kurzeinsätzen.

"Dort wird ein ganz anderer Fussball gespielt. Ich brauchte ein paar Wochen, um mich zurechtzufinden", erzählt Ajeti. Kaum hatte er sich etwas eingelebt, folgte der nächste Rückschlag: Ein Trainerwechsel. David Moyes ersetzte Manuel Pellegrini. Kurz darauf wurde die Saison im März 2020 wegen der Corona-Pandemie für dreieinhalb Monate unterbrochen. West Ham spielte zudem gegen den Abstieg. "Es war eine komische Saison", so Ajeti. Trotz allem bereut er den Wechsel nicht. "Die Chance, nach England zu wechseln, konnte ich mir nicht entgehen lassen.“

Dennoch zog Albian Ajeti nach einem Jahr zu Celtic Glasgow weiter. Dort startete er vielversprechend: In seinen ersten sechs Meisterschaftsspielen traf er fünfmal. Danach lief es zwar nicht mehr so gut, dennoch stand er regelmässig in der Startelf. Im Dezember 2021 erlitt er dann am hinteren Oberschenkel seine erste grössere Verletzung. Sie leitete eine Negativspirale ein.

Es folgte immer wieder Muskelverletzung, sowohl am linken wie auch am rechten Hamstring. Und das, obwohl Ajeti alles unternahm, um weitere Ausfälle zu verhindern: Er liess Blut- und Knochenwerte sowie sein Zähne kontrollieren, verbrachte viel Zeit beim Osteopathen, wechselte das Auto, die Matratze und stellte die Ernährung um. "Ich habe vieles versucht, nur die Frau habe ich nicht gewechselt", sagt Ajeti mit einem Lachen.

Mit der Zeit wirkten sich die vielen Verletzungen auf die Psyche aus. Ajeti beginnt zu zweifeln. Er fragt sich: "Was habe ich jetzt wieder falsch gemacht?" Beim Training schlich sich ein lähmender Gedanke ein: "Hoffentlich passiert nichts." Die Phase im Alter von 23 bis 26 kam ihm vor wie ein Jahrzehnt. Ob er je ans Aufhören dachte? "Nein, dafür ist mein Ego zu gross." Und die Liebe zum Fussball.

Die Ajetis sind eine fussballverrückte Familie im positiven Sinn. Der Vater war Torhüter, die beiden Brüder sind ebenfalls Profis. Der vier Jahre ältere Arlind ist in der Türkei bei Bodrum tätig, Zwillingsbruder Adonis spielt in der Challenge League für Rapperswil-Jona. Die Bindung zwischen den Brüdern ist eng, zu Adonis sogar besonders. "Wenn es ihm nicht läuft, spüre ich das, als würde es mich selbst betreffen", erzählt Albian Ajeti.

Schon im Alter von 14 Jahren erhielten er und sein Zwillingsbruder ein Angebot vom FC Barcelona. Die beiden fühlten sich damals jedoch nicht bereit für diesen grossen Schritt. "Natürlich wäre es schön gewesen, für Barcelona zu spielen. Aber das heisst noch lange nicht, dass du Profi wirst", sagt Albian Ajeti.

Anfang 2024 wurde er zum ersten Mal Vater. Wie hat ihn das verändert? "Die Denkweise ist eine andere. Plötzlich ist jemand da, der viel wichtiger ist als du selbst. Ich habe noch nie eine solche Liebe verspürt." In guter Familientradition fängt auch der Name seines Sohnes mit A: Er heisst Alteo. Der Sohn von Arlind heisst Andion. "Wir machen das nun einfach weiter, bis es keine Namen mit A mehr gibt", witzelt Albian Ajeti.

Es ist zu spüren: Albian Ajeti fühlt sich wieder wohl. Nach Celtic Glasgow spielte er noch für Sturm Graz sowie Gaziantep in der Türkei, ehe er Anfang 2024 zum FC Basel zurückkehrte. Zwar ging auch beim Stammverein das Verletzungspech zunächst weiter, doch in der vergangenen Saison ging es steil aufwärts. Zum ersten Meistertitel für den FCB seit 2018 steuerte er zehn Tore und sechs Assists bei - dazu kam noch der Cupsieg.

"Nach der Rückkehr konnte ich zeigen, dass ich gesund bleiben und wieder erfolgreich sein kann", sagt Ajeti. "Das gab mir ganz viele positive Emotionen." Das Vertrauen in den eigenen Körper ist zurück, und er hat gelernt, stets positiv zu bleiben.

In der aktuellen Saison hat Ajeti in den ersten sieben Meisterschaftspartien zwei Tore erzielt. Wie beurteilt er den bisherigen Auftritt des Teams? Der FCB steht mit vier Siegen und drei Niederlagen auf dem 5. Tabellenplatz. "Hätten wir am Sonntag (1:2 gegen Luzern) gewonnen, wären wir punktgleich mit dem Ersten (St. Gallen). Von daher ist es im Grossen und Ganzen kein schlechter Saisonstart. Aktuell werden wir einfach sehr schnell für unser Fehler bestraft. Und vorne müssen wir sicher konsequenter werden."

Ein Problem für Basel ist zudem, dass sich die Gegner besser auf Xherdan Shaqiri eingestellt haben. "Momentan ist es schwierig für ihn, weil ihn die Gegner gut zustellen", sagt Ajeti. "Aber auch dafür werden wir Lösungen finden. Ich mache mir keine grossen Sorgen. Ich finde, dass wir insgesamt weiter sind als vergangene Saison: spielerisch, taktisch. Wir sind auch besser eingestellt."

Am Donnerstag wartet in der Europa League der nächste Härtetest: Der FCB trifft zuhause auf den VfB Stuttgart - erneut ein Bundesligist, nachdem das erste Spiel in Freiburg 1:2 verloren ging. "Wir gehen mit Selbstvertrauen in diese Partie. Es wird ein cooles Spiel gegen einen starken Gegner."

Und wer weiss, vielleicht zeigt sich Albian Ajeti dann ja wieder einmal in der Form seiner Glanzzeiten.

Bewerte den Artikel
0 Bewertungen
Ihre Stimme wird gezählt.

News-Feed

Lesen Sie auch

Mehr anzeigen

Live-Sport ansehen auf

Sky Sport
Copyright Sky Schweiz SA © 2001-2025. Erstellt von EWM.swiss