Ein mehr als emotionaler Triumph für Portner
Magdeburgs Schweizer Goalie Nikola Portner wird nach seinem dritten Triumph in der Champions League von den Emotionen überwältigt und ist einfach nur dankbar.
Nikola Portner ist nach dem 32:26-Sieg im Final der Champions League gegen die Füchse Berlin ein gefragter Mann, gibt in mehreren Sprachen geduldig Auskunft. Als er gegenüber einem deutschen Journalisten bejaht, dass es ihm wichtig ist, nun wie sein Vater dreimal in der Champions League (zuvor Europacup der Landesmeister) gewonnen zu haben, wird er von den Gefühlen übermannt, nachdem er nach oben in Richtung Himmel geschaut hat. Zlatko Portner, einer der grössten jugoslawischen Handballer seiner Zeit, starb 2020 unerwartet im Alter von erst 58 Jahren an einem Herzinfarkt.
Portner bricht das Interview ab und macht sich auf den Weg in Richtung Garderobe. Als er Kindern noch Unterschriften verteilt, ist er wieder gefasst und nimmt sich noch einige Minuten Zeit, um mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zu sprechen. Er habe zu einer Zeit mit Handball begonnen, in welcher der Schweiz in dieser Sportart noch wenig Beachtung geschenkt worden sei, sagt Portner. "Nun darf ich mich dreifacher Champions-League-Sieger nennen. Ich werde das wohl erst realisieren, wenn ich in Bern (er reist am Dienstag in seine Heimat, die Redaktion) in jenem Umfeld bin, in dem ich aufwuchs."
Portner galt schon früh als grosses Talent. Sein Debüt im Schweizer Nationalteam gab er kurz vor seinem 18. Geburtstag. Mit 22 Jahren wagte er den Sprung ins Ausland, schloss er sich dem französischen Verein Montpellier an, mit dem er 2018 zum ersten Mal in der Königsklasse triumphierte. 2020 wechselte er zu Chambéry und wurde in der zweiten Saison zum besten Torhüter der Liga gekürt. In der Folge schloss er sich Magdeburg an. Dort stiess er auch auf Skepsis. Nun gewann er mit den Ostdeutschen zum zweiten Mal nach 2023 die Champions League.
Vor einem Jahr holte Magdeburg das nationale Double. Allerdings fehlte Portner in der entscheidenden Phase. Er wurde am 11. April 2024 von der Bundesliga nach einem positiven Dopingtest auf Methamphetamine suspendiert. Er musste gar eine Hausdurchsuchung über sich ergehen lassen. Ende Juni des vergangenen Jahres wurde er vom Präsidium der Bundesliga freigesprochen. Jedoch ist der Fall noch nicht abgeschlossen, da die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschlands den Internationalen Sportgerichtshof CAS angerufen hat. Portner will sich dazu verständlicherweise nicht äussern.
Die schwierige Zeit macht den Triumph in der Champions League für ihn noch emotionaler. Auf einem Schweissband stehen die Namen seiner Frau und der beiden Töchter. "Meine Mädels sind meine MVPs", sagt Portner. Seine Frau ermutigte ihn, nicht aufzugeben, redete ihm gut zu. Sie sagte, dass Gott gross sei und er, auf welche Art und Weise auch immer, für das Negative entschädigt werde, erzählt Portner, immer noch mit der Schweizer Fahne um den Hals. Jedenfalls glaubt er daran, dass "gewisse Dinge" vorbestimmt sind. Umso dankbarer ist er nun, und umso mehr geniesst er den Moment.
Mit Manuel Zehnder durfte ein zweiter Schweizer in Köln die Goldmedaille in Empfang nehmen. Allerdings erholt sich der Spielmacher von einem Anfang Januar am Yellow Cup erlittenen Kreuzbandriss, weshalb er zum Zuschauen verdammt war. Seine Nerven wurden vor allem im Halbfinal gegen den FC Barcelona arg strapaziert, als Magdeburgs Siegtreffer zum 31:30 nach einer vorangegangenen Parade von Portner mit der Schlusssirene fiel. Es sei schlimmer, als wenn man spiele, schildert er seine Rolle als Zuschauer und ergänzt: "Die Mannschaft weiss, wie man mit Druck umgeht."
Mit dem Genesungsprozess ist Zehnder zufrieden. Er joggt schon wieder und absolviert leichte Sprünge. "Bis jetzt läuft alles super." Auf die Frage nach dem optimalen Verlauf antwortet er: "Den gibt es bei dieser Verletzung nicht." Deshalb nimmt er es, wie es kommt und nutzt er die Zeit, um körperlich zuzulegen. Zudem arbeitet er seit der Verletzung mit einer Sportpsychologin zusammen.