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Lausanne HC: Mit Härte zu wilden Träumen

Andy

Im ersten Playoff-Final-Heimspiel in der Klubgeschichte bezwingt der Lausanne HC den Favoriten ZSC Lions mit 4:2 und zeigt: Dieses Team von Coach Geoff Ward darf gross und wild träumen.

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Michael Raffl schiebt zum 1:1 ein – für ZSC-Goalie Simon Hrubec ist es das erste Gegentor auf fremdem Eis nach 206 Minuten Ungeschlagenheit. © KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Es stellt sich nicht die Frage, ob die ZSC Lions Meister werden, sondern nur, wann sie sich den Titel sichern: Die Meinungen über die Rollenverteilung war vor dieser Finalserie mancherorts gemacht. Zu stark waren die Zürcher in dieser Saison gewesen, zu ausgeglichen und breit ist ihr Kader besetzt, und zu beeindruckend war es, wie das Team von Marc Crawford für jeden Gegner in jeder Aktion die passende Antwort gehabt hatte. Doch das ist nun anders.

Trotz eines Traumstarts und dem 1:0 durch Sven Andrighetto in der vierten Minute fanden die ZSC Lions nie zu jenem Selbstverständnis und jener Coolness, die sie zuvor zu neun Playoff-Siegen in Serie geführt hatten. Dies war auch dem österreichischen Haudegen Michael Raffl geschuldet, der in der zehnten Minute sein Team mit einem kernigen Check weckte und auf die richtige Spur brachte. Der 35-jährige Kärntner, gestählt in 629 NHL-Spielen, knallte hinter dem Zürcher Tor den ZSC-Finnen Mikko Lehtonen in die Bande, der benommen liegen blieb – und nach einer Kombination seiner Kollegen Ken Jäger und Tim Bozon musste Raffl nur noch zum 1:1 einschieben.

«Es war eine Gänsehautatmosphäre und ein riesiger Sieg für uns»

Es war das Zeichen zum Angriff von Raffl, der mit dem 4:2 später auch noch für den Schlusspunkt in diesem Spiel sorgte und nach einer weiteren harten Aktion gegen den ZSC-Letten Rudolfs Balcers am Rande einer Fünfminutenstrafe stand. Nach diesem ersten Final-Heimspiel in der Lausanner Klubgeschichte, in dem die Fans die Vaudoise Aréna in einen Hexenkessel verwandelten, sagte Raffl: «Es war eine Gänsehautatmosphäre und ein riesiger Sieg für uns. Wir sind nicht optimal gestartet, aber haben eine gute Antwort parat gehabt. Es war eine extrem gute Mannschaftsleistung, wir können stolz sein. Die Härte gehört in einem Playoff-Final dazu.»

Mit dieser Härte müssen die Zürcher nun ebenso umzugehen wissen wie mit der ersten Playoff-Niederlage nach neun Siegen in Folge und dem ersten Gegentreffer auf fremdem Eis nach 206 Minuten, in denen Goalie Simon Hrubec ungeschlagen geblieben war. Wer diese ZSC Lions der Saison 2023/24 mit Tempohockey, Spektakel und Technik besiegen will, wird scheitern. Das Rezept, um den Löwen von Marc Crawford die Zähne zu ziehen und sie zu zähmen ist gerade nach dem Spiel am Donnerstag offensichtlich: hart, aber fair spielen, um so Strafen zu vermeiden.

Gelingt dies auch in den nächsten Spielen, kann der LHC gross träumen, vom ersten Meistertitel in der Klubgeschichte. Doch noch ist es nicht so weit, bleiben die ZSC Lions zumindest gegen aussen cool. Oder wie Captain Patrick Geering am Donnerstag nach der Niederlage in Lausanne sagte: «Es gibt viele gute Gegner in den Playoffs, früher oder später hat ein anderes Team mal einen besseren Abend. Wir haben heute nicht intelligent Hockey gespielt und ihnen viele Chancen zugestanden. Da müssen wir besser mit der Scheibe umgehen. Wir wussten, dass sie uns hart angehen werden. Ich glaube, wir haben gut dagegengehalten.»

Dagegenhalten reicht aber nicht. Die Zürcher müssen den Gegner mit der Kombination aus Härte, Tempo und Technik fordern. So, wie sie es auch in der Lage sind, zumal sie über die körperlichen Voraussetzungen verfügen, wie ein Blick in die statistischen Daten der beiden Kader verrät: Die ZSC Lions sind gemäss eliteprospects.com im Durchschnitt 183,56 cm gross und 87,04 Kilo schwer, die Lausanner bringen bei 183,63 cm im Schnitt 86,93 Kilo auf die Waage. Somit entscheiden einmal mehr der Kopf, das Herz, der Wille und die Leidenschaft – und umso wichtiger ist vor allem für Titan ZSC Lions ein Sieg am Samstag im nächsten Heimspiel, um nicht nach einer erneuten Niederlage mit dem Rücken zur Wand zu stehen und nach einer problemlosen Saison plötzlich ins Zweifeln und Wanken zu geraten. Denn die Lausanner wissen spätestens jetzt, dass für sie die wildesten Träume realisierbar sind.

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