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Servette FC: Auch ohne Investitionen bereit für den nächsten Schritt?

Patrick

Dreimal Top 4 in den letzten drei Spielzeiten. Seit dem Wiederaufstieg am Ende der Saison 2018/2019 hat sich der Servette Football Club Genève 1890 klammheimlich zu einem der konstantesten Teams der Super League etabliert. Nun soll mit dem neuen Trainer René Weiler der nächste Entwicklungsschritt folgen. Ob dieser auch ohne grosse finanzielle Investitionen gelingt?

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Miroslav Stevanovic (r.) ist einer der beiden Schlüsselspieler in der Genfer Offensive © IMAGO / Beautiful Sports

Der Kader

Mit dem zurückgetretenen Gaël Clichy müssen die Genfer in der kommenden Spielzeit auf ihren bekanntesten Akteur verzichten. Der 20-fache französische Nationalspieler und langjährige Akteur von Arsenal und Manchester City hatte in den vergangen drei Spielzeiten die linke Abwehrseite der Grenats stabilisiert. Ersetzt wird er durch Bradley Mazikou, einem 27-jährigen Nationalspieler des Kongo, der aus der griechischen Super League in die Schweiz wechselt.

Rechts verteidigt nach dem Ender der Leihe von Kevin Mbabu (zurück zu Fulham) neu der Japaner Keigo Tsunemoto (24), den Weiler noch von seiner Zeit bei den Kashima Antlers kennt. Die beiden «No-Names» sind typische Servette-Transfers der letzten Jahre, die weniger durch grosse Namen, als mit konstant guten Leistungen beeindrucken.

Aufbauend auf einer soliden Defensive – der drittbesten der Liga - erreichte das Team in der vergangenen Spielzeit Rang 2, was aber nicht bedeutet, dass die Genfer gerne den Bus parkieren. Im Gegenteil. Unter Alain Geiger (62) wurde Servette regelmässig für seinen gepflegten, der Klub-DNA entsprechenden, Spielstil gelobt und verfügt mit Miroslav Stevanovic (9 Tore, 8 Assists) und Chris Bedia (12 Tore) auch weiterhin über ein Duo, dass für offensive Qualität und Torgefahr bürgt. Erweist sich Bedia (27) in der neuen Spielzeit als weniger verletzungsanfällig (in der Saison 2022/2023 absolvierte er nur 48% aller Spielminuten), sind dem wuchtigen und zielstrebigen französisch-ivorischen Doppelbürger 20 Tore zuzutrauen.

Daneben verfügen die Genfer mit Enzo Crivelli (28, FRA) und Rückkehrer Jérémy Guillemenot (25, SUI) über zwei weitere Offensivspieler, die sich in der Super League bereits behauptet haben, ohne dabei jedoch übermässige Torgefahr auszustrahlen. Hier könnte man bei Servette auf dem Transfermarkt noch ansetzen, auch in Anbetracht der anstehenden Spiele auf internationalem Paket.

Der Trainer

Alain Geiger hiess der Genfer Übungsleiter während den letzten fünf erfolgreichen Jahren. Der Walliser führte Servette im ersten Jahr seiner Tätigkeit zurück in die Super League und etablierte die Mannschaft anschliessend unter den Top 4 der Liga. Trotzdem wurde der Vertrag des 112-fachen Schweizer Nationalspielers Ende Saison nicht mehr verlängert. «Alain und sein Staff haben hervorragende Arbeit abgeliefert», bestätigte Didier Fischer, Präsident der Fondation 1890, u.a. gegenüber dem Blick. «Aber wir haben das Gefühl, dass wir am Ende eines Zyklus sind und einen neuen beginnen wollen, um uns weiter zu verbessern», so der passionierte Winzer.

Dafür, dass sich die Grenats weiter verbessern, soll René Weiler (49) sorgen. Der gebürtige Winterthurer kehrt 27 Jahre nach seinem Abschied als Spieler zu seiner Jugendliebe zurück und weiss, dass der Klub von ihm sowohl Erfolge als auch den Einbau junger Talente fordert. Dabei kann Weiler nach mehreren Stationen und zwei Meistertiteln im Ausland (in Belgien und Ägypten) auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Und doch muss auch er sich beweisen: Seit seinem Engagement beim FC Aarau (2011 – 2014) war er nur noch bei einem Klub länger als 15 Monate tätig.

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Steht bei seiner Rückkehr in die Super League neu in Genf an der Seitenlinie: René Weiler

Das Umfeld

Seit dem Einstieg der Fondation 1890 unter Didier Fischer (64) sind beim ehemaligen Skandal-Klub Ruhe und gewissenhaftes Arbeiten eingekehrt. Unter dem gebürtigen Zürcher hat der 17-fache Schweizer Meister seine Strukturen überarbeitet, eine klare Vision definiert und arbeitet seitdem zielstrebig am mittelfristigen Ziel, wieder an die Spitze der Super League zurückzukehren. Dabei stehen der Klub und seine Philosophie über allem, wer nicht mitzieht oder persönliche Befindlichkeiten priorisiert, wird ersetzt. Bislang hat sich dieser Weg als richtig erwiesen und wird auch vom Publikum goutiert, dass wieder zahlreicher (Schnitt von 8'500, was einer Zunahme von 20% entspricht) ins Stade de Genève pilgert.

Nun soll in den kommenden drei bis fünf Jahren der Angriff auf den Meistertitel folgen. Kurzfristig steht für die Genfer aber erst einmal die Qualifikation für eine europäische Gruppenphase im Vordergrund. Eine erste Chance dazu bietet sich in der zweiten Qualifikationsrunde zur UEFA-Champions-League, wo Servette Ende Juli und Anfang August auf den KRC Genk trifft. Zwar wäre eine Weiterkommen gegen den belgischen Vizemeister, dessen Kader rund fünfmal höher bewertet wird, eine Überraschung, aber gleichzeitig wäre ein Erfolg verbunden mit der sicheren Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Und auch die Millionen der Champions League wären dann auf einmal zum Greifen nahe.

Die Prognose

Knapp eine Woche vor dem Saisonstart bei den Grasshoppers gibt es in Genf gute Gründe, um optimistisch in die neue Spielzeit zu blicken. Am westlichsten Super-League-Standort wurde in den vergangenen Jahren gut gearbeitet, der Klub Schritt für Schritt und erfreulich unaufgeregt an die nationale Spitze herangeführt. Dazu gehört auch, dass man sich nun nach fünf erfolgreichen Jahren von Alain Geiger getrennt hat. Allerdings überrascht die Wahl von René Weiler als Nachfolger, denn der ehemalige Abwehrstratege hat sich bei seinen vergangenen Stationen nicht zwingend als Idealbesetzung für eine perspektivische Zusammenarbeit erwiesen. Unabhängig davon haben die Genfer in den vergangenen Jahren angesichts ihres Kader eher am oberen Limit performt. Ohne weitere Verstärkungen dürfte es deshalb schwierig werden, sich abermals zu verbessern. Rang 4.

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