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Was läuft bei der Schweizer Hockey-Nati falsch? Zwei Meinungen!

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Und wieder ist die Schweiz im WM-Viertelfinal gescheitert, einmal mehr an Erzrivale Deutschland. Was nun? Was fehlt? Wer trägt die Schuld? Muss Coach Patrick Fischer gehen? Die Sky-Redaktoren Younes Hdk und Andy Maschek legen ihre Sicht dar.

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Einmal mehr endet ein Turnier für Patrick Fischer und die Shcweiz enttäuschend. © IMAGO / Just Pictures

Younes Hdk sagt: Das Schweizer Eishockey muss über die Bücher!

Endstation Viertelfinale. Zum vierten Mal hintereinander ist die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft an der IIHF-WM im ersten K.o.-Spiel gescheitert. Weshalb? Es liegt mit Sicherheit nicht nur an Head Coach Patrick Fischer. 


Gewiss, Patrick Fischer hätte Robert Mayer draussen und Leonardo Genoni drinnen lassen können. Oder er hätte die Cracks Hischier, Niederreiter und Malgin (der dann krank ausfiel) gegen Lettland nicht pausieren lassen und so möglicherweise den Rhythmus verlieren sollen. Und auch die Linienumstellungen im Spiel gegen Tschechien könnte man im Nachhinein in Frage stellen. Aber sind wir ehrlich: Nach dem Spiel ist man immer schlauer und gerade nach bitteren Niederlagen ist es besonders verlockend, sich über «hätte», «wenn» und «wäre» den Kopf zu zerbrechen. Fakt ist aber, dass die Luft an der Weltspitze dünn, die Konkurrenz stark und die Marge für Fehler gering ist. Wer sich nicht gewohnt ist, in diesem Wettkampfklima unter Druck zu bestehen, wird im entscheidenden Moment Schwierigkeiten haben, sein Leistungspotenzial auszuschöpfen. 


Natürlich könnte man jetzt sagen, dass der von Patrick Fischer gewählte Weg der offensiven Kommunikation unter diesen Umständen falsch ist. Nur: Wer sich nicht mit ambitionierten Zielen auseinandersetzt, wird diese auch nie erreichen. Zwar ist diskutabel, ob deren öffentliche Bekanntgabe im besten Sinne der Schweiz ist, entscheidend ist aber doch viel mehr die Tatsache, dass die Spieler unter Druck dann am besten performen, wenn sie es gewohnt sind, regelmässig in solchen Situationen zu bestehen. Und genau hier hat das Schweizer Eishockey seine Hausaufgaben nicht gemacht. 


Im Zusammenhang mit der National League spricht man zwar gerne von einer der besten Ligen der Welt, der kompetitive Aspekt wurde in den letzten beiden Jahrzehnten aber zu oft zugunsten wirtschaftlicher Beweggründe vernachlässigt. Was einst mit der Aufhebung des direkten Auf- und Abstiegs zwischen National League und Swiss League (dannzumal NLA und NLB) begann, gipfelt mittlerweile in einer Liga, die mit 14 Teams mindestens zwei Mannschaften zu viel umfasst, weil der kleine Schweizer Markt die dafür erforderlichen Spieler gar nicht hergibt. Die Folge davon ist ein Trend zur Nivellierung nach unten und Top-Teams und Spieler, die speziell während der Regular Season zu selten die Art von Leistungsdruck verspüren, dem sie auch in einem WM-Viertelfinal begegnen. Auch die Diskussion um sechs Ausländer geht schlussendlich in eine ähnliche Richtung. Anstatt die Schweizer Spieler aufzufordern, sich gegen die ausländische Konkurrenz durchzusetzen, wird mit vielerlei Argumenten versucht, das eigene Biotop zu schützen, zur Not auch auf Kosten des Wettkampfgedankens, einem nicht verhandelbaren Gesetz des Profisports. Wer hier Kompromisse eingeht darf sich am Ende des Tages nicht wundern, wenn es im entscheidenden Moment abermals nicht gelingt, die maximale Leistung abzurufen.

 

Andy Maschek sagt: Es braucht einen neuen Nationaltrainer!

Seit ein paar Jahren und unter der Führung von Nationalcoach Patrick Fischer reist die Schweizer Nationalmannschaft jeweils mit grossen Zielen an die Grossanlässe und kommuniziert dies auch so. Das ist wohltuend, da jeder einigermassen ambitionierte Sportler immer gewinnen will – und bei unserer Nati sprechen wir ja von Berufssportlern. Klar ist aber auch, dass man am Ende an seinen Zielen gemessen wird. Und da besteht in den letzten Jahren zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine (zu) grosse Diskrepanz.

Ja, die Schweiz hat an der WM 2023 in der Vorrunde überzeugt, teilweise gar geglänzt und begeistert. Allen Beobachtern schien klar: Für diese Schweizer ist alles möglich, gibt es fast keine Grenzen. Man sprach davon, dass an dieser WM die beste Schweizer Mannschaft aller Zeiten am Werk sei. Entsprechend hoch waren die Erwartungshaltung und die Ziele, man träumte gar von der Goldmedaille und wurde deswegen nicht als Fantast hingestellt.


So hoch diese Ziele waren, umso schmerzhafter war nun aber die Landung nach dieser Viertelfinal-Niederlage gegen Deutschland. Natürlich, Goalie Robert Mayer erwischte nicht seinen besten Tag, er war aber nicht der Alleinschuldige. Auch die hoch gehandelten Stars erreichten nicht ihr Maximum, und dass mit Denis Malgin einer jener Spieler, die durch einen Geniestreich ein Spiel entscheiden können, krankheitshalber ausfiel, war rückblickend schlicht bitter. Und alles mit einem Trauma zu begründen, ist zu billig. Denn am Ende müssten die Schweizer, wenn sie so gut sind, wie wir alle denken, dieses Deutschland bezwingen und dürften nicht schon wieder ausscheiden.

Was nun? Wie immer im Sport ist der Coach das schwächste Glied in der Kette. Die Spieler massenweise auswechseln, geht nicht. Einen neuen Verantwortlichen an die Bande zu stellen, ist dagegen kein Problem. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Patrick Fischer ist in meinen Augen nicht der Alleinschuldige. Doch er steht als Headcoach in der Verantwortung. Er hat in den letzten Jahren immer wieder von Medaillen gesprochen, ist aber mit seinem Team nach der Silbermedaille 2018 nie mehr unter die Top 4 gekommen; an den letzten fünf Grossanlässen – den Weltmeisterschaften 2019, 2021, 2022, 2023 sowie an den Olympischen Spielen 2022 – war jeweils im Viertelfinal Schluss. Auch Fischer, so sympathisch und charismatisch er ist, wird am Ende an den Resultaten gemessen. Und die sprechen gegen ihn. Sein Vertrag läuft bis 2024, und er hat in der Vergangenheit schon gesagt, dass es vielleicht ein anderer probieren muss, wenn die Ziele mehrmals nicht erreicht werden. Das ist jetzt der Fall. Egal wo man arbeitet, es ist überall dasselbe: Wenn ein Verantwortlicher Jahr für Jahr die gesteckten Ziele nicht erreicht, muss er irgendwann Platz für jemand anderen machen. 

Das heisst: Die Zeit von Patrick Fischer als Nationaltrainer ist abgelaufen. Ob der nächste dann erfolgreicher ist, muss sich jedoch erst noch zeigen.
 

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