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Ist die Premier League die weltbeste Liga? Zwei Meinungen

Die CL-Viertelfinalisten stehen fest. Erstmals seit 2020 umfasst der Kreis der «Final 8» wieder ausschliesslich Teams aus den «Big 5» Europas. Dabei sticht die Primera Division mit drei Klubs heraus. Und die Premier League? Ist sie die beste Liga der Welt? Unsere Redaktoren Patrick Y. Fischer und Andy Maschek sind geteilter Meinung.

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Manchester City gegen Liverpool stehen jeweils absolut Topstars auf dem Platz – wie hier Erling Haaland und Virgil van Dijk. © IMAGO / PRiME Media Images

Patrick Y. Fischer sagt: Ja

Die beste Liga der Welt? Das kann nur die Englische Premier League (EPL) sein, die umsatzstärkste, sportliche erfolgreichste und spektakulärste Fussball-Liga der Welt. Es mag sein, dass mit Atlético, Barca und Real gleich drei La Liga-Vertreter die Viertelfinals der Champions League erreicht haben, aber bereits am 2. Juni wird sich daran kaum noch jemand erinnern, unabhängig davon, wer am Vorabend die wichtigste Trophäe im Klubfussball erobert hat. Denn: Jede CL-Kampagne eignet sich im besten Fall als Momentaufnahme, in der es kurzzeitig immer wieder zu Abweichungen kommen kann. Aber was sagt denn der längerfristige Blick zurück? Es kann kein Zufall sein, dass die EPL seit der Covid-Saison 2019/20 die UEFA-Fünfjahreswertung mit einem kontinuierlich wachsenden Vorsprung anführt. Oder welche andere Liga kann von sich behaupten, in den letzten fünf Austragungen drei verschiedene CL-Sieger (Liverpool, Chelsea, Man City) hervorgebracht zu haben?

Natürlich, dass sich die Klubs der Premier League immer weiter von ihrer europäischen Konkurrenz entfernen, hat ziemlich viel damit zu tun, dass die EPL wirtschaftlich über allen anderen Ligen thront. Nur: Diese Entwicklung ist kein Zufall, sondern vielmehr Ausdruck ihrer Überlegenheit. Wochenende für Wochenende treten hier die besten Teams und Spieler gegeneinander an, in einem Wettbewerb, der von Spieltag zu Spieltag und von Spiel zu Spiel Spannung und Spektakel verspricht. Da können die Ligen in Deutschland, Frankreich, Italien oder Spanien nur punktuell mithalten. Entsprechend schaut die Welt bevorzugt dann zu, wenn auf der Insel gekickt wird, was im Umkehrschluss dazu führt, dass die Liga mittlerweile 6,4 Mrd. Euro an Umsatz pro Jahr generiert. Knapp das Doppelte der Einnahmen von La Liga (3,3 Mrd. Euro) und der Bundesliga (3,1 Mrd. Euro) als nächste Verfolger. Da wäre es absurd, würde die Premier League nicht auch den besten, attraktivsten und erfolgreichsten Fussball bieten.

Und übrigens: Ist Ihnen aufgefallen, dass ich Klubs wie Manchester United, Tottenham Hotspur, Newcastle United, Everton oder Aston Villa bislang noch nicht einmal erwähnt habe? Allesamt traditionsreiche Klubs mit einer grossen internationalen Ausstrahlung, die sich in der EPL jede Woche mit sympathischen und nicht minder geschichtsträchtigen Underdogs wie Nottingham Forest, Fulham oder Crystal Palace messen. Die beste Story im europäischen Fussball mag zurzeit in Leverkusen geschrieben werden. Für alles andere ist die Premier League die beste Adresse.

Andy Maschek sagt: Nein

Ganz klar, wirtschaftlich steht die Premier League einsam da. Allein schon die TV-Gelder lassen andere Klubs neidisch werden oder gar frustriert zurück. Diese Summen sind seit Jahren irrwitzig hoch – und gehen in Zukunft in noch schwindelerregendere Dimensionen. Von der Saison 2025/26 bis 2028/29 kassiert die Premier League pro Saison 1,95 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In Deutschland erhalten die 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga aktuell 1,1 Milliarden, wobei die TV-Rechte für die Saisons 2025/26 bis 2028/29 neu vergeben werden.

Der im Vergleich mit anderen Ligen astronomisch dotierte Vertrag ist ein Grund für die Stärke der Premier League. So gelingt es, viele der aktuell besten Fussballer der Welt auf die Insel zu holen, die für ein Top-Niveau sorgen. Geld ist aber nicht der einzige Faktor, dazu kommen die vollen Stadien, in denen die Fans Woche für Woche für eine einzigartige Atmosphäre sorgen. Es ist ein Paket, das für eine grosse Ausstrahlung sorgt. 

Ganz klar: Spiele wie zwischen Manchester City und Liverpool lassen das Herz von jedem Fussballfan höherschlagen. Es ist Fussball der Sonderklasse. Mit Titelverteidiger Manchester City (souverän gegen Kopenhagen) und Arsenal (im Penaltyschiessen gegen Porto) sind zwei Vertreter aus der Premier League in den Viertelfinals dabei. Aber: Manchester United und Newcastle sind in der Vorrunde als Gruppenletzte gescheitert. Und auch wer Spiele aus der Premier League verfolgt, kommt nicht selten zum Schluss, dass die Verpackung (die herrliche Stimmung und packende TV-Bilder) die Leistungen besser aussehen lässt, als sie in Tat und Wahrheit sind. Denn haarsträubende Fehler passieren auch in der Premier League regelmässig – Fehlpässe oder technische Mängel, die in der allgemeinen Herrlichkeit untergehen. 

Manchester City war letzte Saison im Weltfussball das Mass aller Dinge und ist auch jetzt noch ganz oben, andere Spitzenklubs gehören ebenfalls zur internationalen Crème de la Crème. Aber das ist beispielsweise auch in Spanien mit Real Madrid, dem FC Barcelona oder Atlético Madrid der Fall. Weil aber die Premier League in den Medien viel mehr Platz einnimmt und auch bei den Fans beliebter ist, ist der gefühlte Stellenwert automatisch höher. Ebenfalls für eine veränderte Wahrnehmung sorgen die Tore. In der Premier League wurden in dieser Saison in 558 Spielen insgesamt 166 Treffer mehr erzielt als in La Liga. Mehr Spektakel vermittelt oftmals das Gefühl eines besseren Spieles – was aber nicht zwingend der Fall ist. Denn auch eine gute Defensive ist ein Qualitätszeichen.

Deshalb: Die Premier League ist vielleicht die attraktivste Liga, aber in meinen Augen nicht zwingend die beste. Im Wissen, dass man anderer Meinung sein kann und es aus sportlicher Sicht keine messbare Wahrheit gibt.

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