Königin Lara wie König Marco auf Kugel-Kurs

Marco Odermatt ist im Ski-Zirkus eine Klasse für sich. Nach seinem Super-G-Sieg am Sonntag in Garmisch liegt er in der Gesamtwertung mit 1406 Punkten einsam an der Spitze – 722 Punkte vor dem Franzosen Cyprien Sarrazin. Damit ist dem Nidwaldner der dritte Gesamtweltcupsieg in Folge eigentlich nicht mehr zu nehmen, wie ein Blick zurück zeigt. In den letzten beiden Jahren hatte Odermatt am Saisonende 2042 (Rekord) respektive 1639 Punkte auf seinem Konto, der Zweitbeste – Aleksander Aamodt Kilde kam auf 1340 und 1172 Punkte, also weniger, als der Schweizer in dieser Saison bereits gewonnen hat. Und auch 2020 und 2021 hatte der Gesamtweltcupsieger am Ende der Saison weniger Punkte gesammelt, als es Odermatt in diesem Winter bereits getan hat: Der Franzose Alexis Pinturault kam 2021 auf 1260 Zähler, Aamodt Kilde im 2020 auf 1202 Punkte.

Wie Killy, Zurbriggen und Maier?

Die grosse Kugel ist Odermatt also fast schon sicher, zudem führt er aktuell auch in der Abfahrt, im Super-G und im Riesenslalom die Disziplinenwertung an. Gut möglich also, dass er am Ende der Saison gleich vier Kristallkugeln in Empfang nehmen darf. Es ist ein Kunststück, das bislang erst vier Athleten geschafft haben: der Franzose Jean Claude Killy (1967), der Walliser Pirmin Zurbriggen (1986/87) und Österreichs Hermann Maier (1999/2000 und 2000/01). Wenn er mit diesen Legenden gleichzieht, setzt sich König Marco eine weitere Krone auf.

Auf der Erfolgswelle surft auch Lara Gut-Behrami. Die Tessinerin feierte in Kronplatz den dritten Saisonsieg im Riesenslalom, lag am Ende 1,09 Sekunden vor Alice Robinson und Sara Hector – und fuhr damit in einer eigenen Liga. Es war ihr 42. Weltcup-Sieg, womit sie in der ewigen Rangliste mit der Schwedin Anja Pärson gleichzieht und auf Rang 6 vorstösst. «Es ist unglaublich, zu Pärson aufzuschliessen. Es waren spannende Tage. Ich bin glücklich, aber müde», sagte die 32-Jährige, die hinter Vreni Schneider (55 Siege) die zweiterfolgreichste Schweizerin in der Weltcup-Geschichte ist. Nach der Absage der Speed-Rennen in Cortina kommt sie nun aber zu einer verdienten Pause, die nächsten Rennen stehen in Andorra mit einem Riesenslalom (10. Februar) und einem Slalom (11. Februar) auf dem Programm. Sie sagt: «Diese Pause ist wichtig, es gibt noch viele Rennen.»

 Nur 95 Punkte hinter Shiffrin

Mit ihrem Triumph im Südtirol hat sich Gut-Behrami im Kampf um die Riesenslalom-Kristallkugel in die Pole-Position geschoben, führt drei Rennen vor Schluss mit 85 Punkten Vorsprung auf Federica Brignone; die Schwedin Sara Hector hat bereits 133 Punkte Rückstand. Aber auch im Kampf um den Gesamtweltcup ist die Tessinerin heiss: Aktuell liegt sie 95 Punkte hinter Mikaela Shiffrin. Es ist ein Rückstand, der aufzuholen ist. Denn es stehen nur noch drei Slaloms aus, in denen Shiffrin die Differenz vergrössern kann. Aber auch vier Abfahrten, drei Riesenslaloms und fünf Super-G, in denen Gut-Behrami mindestens gleich stark wenn nicht gar höher einzuschätzen ist als Shiffrin.

Und: Noch steht nicht fest, wann die Amerikanerin nach ihrem Sturz in Cortina wieder Weltcuprennen fährt. «Wir hoffen, dass sie in 10, 14, 20 Tagen in den Weltcup zurückkehrt», sagt US-Alpinchef Patrick Riml. Shiffrin habe sich weder etwas gebrochen, noch sei etwas gerissen, aber das Knie bereite Probleme. So scheint es also nicht hundertprozentig sicher zu sein, dass die Amerikanerin den Riesenslalom und den Slalom in Soldeu (10./11. Februar) bestreiten kann, was am Ende im Kampf um den Gesamtweltcup entscheidend sein…

In der Saison 2015/16 konnte sich Lara Gut-Behrami zum ersten und bis heute einzigen Mal als Königin der Ski-Frauen feiern lassen. Folgt nun auch für sie die nächste Krönung?